Was soll ich mit einem Engel?

Woran soll man denn sonst erkennen, dass wir in deiner Gnade stehen, ich und dein Volk? Doch nur daran, dass du mit uns ziehst und uns dadurch vor allen anderen Völkern der Welt auszeichnest, mich und dein Volk!

2. Mose 33,16(NeÜ)

Wem stehen wir besonders nahe? Diese Frage begleitet uns alle durch unser Leben. In der Bibel ist eine der erstaunlichsten und intimsten Beziehungen die zwischen Gott und Mose. In 2. Mose 32-34 erhalten wir einen Einblick in dieses innige Verhältnis. Lasst uns doch einmal zusammen reinschauen.

Nachdem Gott sein Volk Israel in der Sklaverei in Ägypten gesehen, errettet und sie herausgeführt hatte, soll es nun am Berg Sinai zum offiziellen Bündnis zwischen Gott und seinem Volk kommen. Die Rahmenbedingungen für dieses besondere Miteinander sollen über Mose als Führer verkündet und festgehalten werden. Dazu unternimmt er mehrere „Bergtouren“, um Gott als Vermittler zu begegnen. Der fünfte Aufstieg dieser Art dauert dem Volk allerdings zu lange und sie rechnen nicht mehr ernsthaft mit seiner Rückkehr. So kommt es unter ihrem Druck und Aarons Führung zum Bau eines goldenen Kalbes als Ersatzgott. Dieses wird mit großem Festgesang angebetet. Es geht also nicht um ein nettes Kunstprojekt, sondern darum, wem die Ehre gebührt. Während Gott kurz zuvor als erstes Gebot seine absolute Einzigartigkeit herausgestellt hatte, genügte es dem Volk, „irgendeinen Gott“ auf ihrer Reise dabei zu haben. Sie scheiterten also nicht am „Kleingedruckten“, sondern an Paragraph 1 von Gottes Grundgesetz! Achte mal darauf, wie sich Gottes Tonfall sofort ändert und er auf Distanz geht:

Da sprach der HERR zu Mose: Geh, steig hinab! Denn dein Volk, dass du aus dem Land Ägypten herausgeführt hast, hat schändlich gehandelt. (2.Mose 32,7)

Gott ist mit dem Thema durch und kann nur durch die intensive Fürbitte Moses noch von der Vernichtung des Volkes abgehalten werden. In der Folge verlieren sie daher zwar nicht alle ihr Leben, aber die lebendige Gegenwart Gottes aus ihrer Mitte:

Denn ich werde nicht in deiner Mitte hinaufziehen (in das versprochene Land) – du bist nämlich ein halsstarriges Volk – damit ich dich nicht auf dem Wege vernichte. (2. Mose 33,3b)

Gott ist zu heilig, um mit diesen abtrünnigen Leuten einfach im Gleichschritt weiterzuziehen. Er kündigt an, von nun an einen Engel als seinen „Vertreter“ mitzuschicken. Das ist doch besser als gar nichts, oder? Mose sieht das völlig anders. Wir erhalten jetzt einen tiefen Einblick in sein Herz. Als leidenschaftlicher Freund Gottes fleht er mit aller Kraft darum, dass dieser Plan nicht umgesetzt wird:

Mose entgegnete: Wenn du nicht mitgehst, dann bring uns lieber nicht von hier weg!  (2. Mose 33,15).

 Anders gesagt: Wenn Gott nicht mitgeht, hat Moses Berufung und das ganze Projekt der Hinführung Israels in ein neues Land keinen Sinn! Warum? Weil der lebendige Gott das einzige (!) Unterscheidungsmerkmal ist, dass dieses Volk aus allen anderen heraushebt und zu etwas Besonderem macht:  

Woran soll man denn sonst erkennen, dass wir in deiner Gnade stehen, ich und dein Volk? Doch nur daran, dass du mit uns ziehst und uns dadurch vor allen anderen Völkern der Welt auszeichnest, mich und dein Volk! (2. Mose 33,16)

So ergeht auch an Dich die Frage in diesem Sommer: Was ist, wenn der lebendige Gott fehlt? Was bleibt dann noch? Gibst Du Dich mit weniger zufrieden? Hast Du IHN in Deinem Leben?

Falls nicht, dann denke doch an Jesus und an sein Kreuz und bete in diesem Bewusstsein ehrlich und offen den 51. Psalm, so wird Gott Dir vergeben. Tue es doch Mose gleich und sei bereit auf Vieles zu verzichten, aber nicht auf SEINE Gegenwart!

Euer Karl Roß